eine Erfahrung aus dem Krankenhaus, die ich sehr demütigend fand :
Ich musste zu einer Untersuchung, zu der ich meinen Sprachcomputer. Über den ich größtenteils kommuniziere, indem ich dort schreibe und sprechen lasse, nicht mitnehmen. Habe ich den Computer mal nicht zur Hand, kommuniziere ich über eine Buchstabentafel, indem ich mit dem Finger in der richtigen Reihenfolge auf einzelne Buchstaben zeige und so Wörter und Sätze buchstabiere. Ich musste also zu dieser Untersuchung und wurde mit dem Bett dorthin gefahren. Zuerst hatte ich auch noch meinen Sprachcomputer dabei. Dieser wurde mir aber für die Untersuchung weggenommen und zu meinem großen Schreck auch die Buchstabentafel. Wie würden Sie das finden, wenn man Sie einfach mundtot macht? Das war sicher nicht böse gemeint. Man wusste es einfach nicht besser. Eine halbe Stunde später war die Untersuchung dann vorbei. Ich bekam meinen Sprachcomputer wieder, nicht jedoch die Buchstabentafel, die wurde leider vergessen. Die ist aber sehr wichtig für mich, zum Beispiel bei der nächtlichen Lagerung im Krankenhaus, weil ich sonst nicht kommunizieren kann. Also tippte ich in meinen Sprachcomputer * Buchstabentafel vergessen * und ließ diese beiden Wörter sprechen. Der Herr, der mich im Bett in mein Zimmer zurückschieben sollte, sagte mir, er wolle mich erst in mein Zimmer bringen und dann dort nach ihr suchen. Aber ich wusste ja, dass sie dort nicht war. Ich versuchte, ihm das mitzuteilen, aber er verstagd nicht und schob mich gen Zimmer. In meiner großen Verzweiflung, fing ich unterwegs an, zu weinen. Daraufhin versuchte er mich wie ein Baby zu beruhigen und abzulenken. Dass er nicht gefragt hat " Ja, was hat sie denn? ", ist aber auch alles! Ich finde es absolut demütigend, wie ein Baby behandelt zu werden. Auch, wenn man mir das von außen nicht ansieht oder zutraut, mein Verstand funktioniert ganz wunderbar. Und wieviele können sich gar nicht äußern!
Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 3 Kindern. Eine schwere Autoimmunerkrankung verursachte 2016 bei mir eine Hirnblutung, die ich beinahe nicht überlebt hätte. Ich kann nicht mehr sprechen, bin fast völlig bewegungsunfähig und sitze im Rollstuhl. Nach harter Therapie habe ich Kontrolle über meine rechte Hand bekommen. Mit einer Maus kann ich wieder Texte schreiben und mit meiner Umwelt kommunizieren. Nach langer Zeit in Krankenhaus und Pflegeheim lebe ich wieder zu Hause.
Dienstag, 11. Juni 2019
Man kann vom Äußeren nicht auf das Innere schließen
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