Donnerstag, 2. Januar 2025

Barrieren

mit der Barrierefreiheit in Deutschland ist das so eine Sache. Es gibt leider noch viele Barrieren.
Ich kann zum Beispiel viele Freunde nicht besuchen, weil man nur über eine Treppe in die Wohnung kommt. Im Sommer kann man sich ja im Garten treffen, aber im Winter... Da ich auch nicht telefonieren kann, und das Schreiben sehr mühsam ist, ist es sehr schwer, Kontakt zu halten. Ich bin also oft drauf angewiesen, dass die Leute zu mir kommen, oder wir treffen uns in einer barrierefreien Lokalität, nicht alle Lokalitäten sind automatisch barrierefrei. Vor kurzem gab es ein Treffen mit den Eltern der Klasse der Schule unserer Tochter. Ich konnte aber nur mitkommen, nachdem ich die Barrierefreiheit abgeklärt hatte. Es gab aber keine barrierefreie Toilette.
Hat man die Barrierefreiheit abgeklärt, ergibt sich aber in meinem Fall ein neues Problem in der Lokalität. Eigentlich ist die Musik im Hintergrund immer so laut, dass auch in lautester Einstellung niemand meinen Sprachcomputer versteht. Eine Beteiligung an Gruppengesprächen und Unterhaltungen bleibt also aussichtslos.
Bei Stadtbummeln stehe ich immer wieder vor Barrieren in Form eines von Treppen. Manchmal komme ich gar nicht erst in das Geschäft, was meine Shopping-Begleiter nicht wirklich schlimm finden, manchmal gibt es Treppen mitten im Geschäft und keine Rampe.
Bin ich mit dem Rollstuhl unterwegs, muss ich manchmal einen großen Umweg fahren, um zum Beispiel eine Straße zu überqueren, weil keine abgesenkten Bordsteine an der zu erwartenden Stelle sind. Mich wundert es immer wieder, dass vor dem Krankenhaus, in das ich sehr oft ein- und ausgehe, keine abgesenkten Bordsteine in nächster Nähe sind und man erst einen großen Umweg fahren muss. Gerade ein riesiges öffentliches Gebäude, in das sicherlich auch andere Rollstuhl-Fahrer kommen, und das gerade ein Ort sein sollte, an dem auf Behinderte eingegangen wird, sollte in dieser Sache durch Vorbildlichkeit hervorstechen.
Ich kann aber auch etwas Positives äußern. Mein Friseur zieht in neue Räumlichkeiten. In einen Neubau im ersten Stock. Er hat an mich gedacht. Es gibt in der Tiefgarage einen eigenen Stellplatz für das Auto, und von dort gibt es einen Fahrstuhl in den ersten Stock. Im Moment bin ich seine einzige Kundin mit Rollstuhl, und das wird wahrscheinlich auch noch so längere Zeit bleiben. Er hätte ja denken können: "Auf die eine Kundin kann ich verzichten", und hätte sich nicht um den rollstuhlgerechten Zugang zu seinem Geschäft kümmern können. Er hat aber wahrscheinlich erkannt, dass alle Zeichen auf Teilhabe und Inklusion stehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Anfang bei der Barrierefreiheit gemacht ist. In den Köpfen der Gesellschaft scheint sich etwas zu bewegen. Der Anfang ist gemacht. Es gibt ja schon erste barrierefreie Orte. Es bleibt aber noch Luft nach oben. Ich denke, das ist eine langfristige Aufgabe.
Ich habe noch zwei Tipps: Zum einen würde ich es begrüßen, wenn bei der Überlegung, wie ein Ort barrierefrei gestaltet werden kann, ein Rollstuhl-Fahrer dabei ist, weil seine Wahrnehmung diesbezüglich geschärft ist, und zum anderen wäre es wünschenswert, wenn jeder Neubau barrierefrei gebaut werden muss. Da Behinderte keine Lobby in der Gesellschaft haben, bleibt das vermutlich erst einmal ein frommer Wunsch, zumindest für private Bauten. In meinem Fall, wäre ich aber erfreut, wenn ich meine Freunde in Einfamilienhäusern und Wohnungen besuchen könnte, wo doch Einsamkeit in aller Munde ist.
Es gilt also, die Barrieren im engeren und im weiteren Sinne, mit denen behinderte Menschen zu kämpfen haben, abzubauen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen